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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 3-2012

Inhalte

Tobias Schmidt: Tradition in Transition : Soziale Modernisierung im ländlichen Raum

Der Beitrag präsentiert Befunde einer Interviewstudie in der süddeutschen Landgemeinde Langbuch. Das dortige traditionale Milieu ist nicht nur Zwängen struktureller Modernisierung ausgesetzt, sondern auch mit sozialen Veränderungsimpulsen neuer Bewohner konfrontiert. Anhand von drei Falldarstellungen werden das dabei entstandene Spannungsfeld zwischen Traditionalisten und Modernisierern rekonstruiert sowie Übergänge und Vermittlungspotenziale zwischen diesen Hemisphären beschrieben. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Transitionsmilieu: Seine Repräsentanten bilden eine Brücke zwischen Traditionalisten und Modernisierern. Ihr Vermittlungspotenzial wird im Beitrag abschließend diskutiert.

Joachim Grube : Die Zukunft der Landwirtschaft, der Dörfer und der Hofstellen

So sehr das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung der Landwirtschaft als Überlebensgrundlage zugenommen hat, so wenig geklärt sind die Fragen nach der Art, den Qualitätsstandards und der personellen Sicherung der zukünftigen Produktionsbedingungen. Vor dem Hintergrund eines fortdauernden Verlustes familiengebundener bäuerlicher Betriebe in den überlieferten Dorf- und Hoflagen als Folge der wirtschaftlichen, technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung muss hier auch die Frage nach den „Grenzen des Wachstums“ gestellt werden. Die dreifache gesellschaftliche Anforderung an die Landwirtschaft als Urproduzenten, Landschaftspfleger und Erzeuger alternativer Energien droht nicht nur diesen Berufsstand zu überfordern, sondern durch Störungen und Zerstörungen des Bodens, des Klimas und der menschlichen sowie tierischen Gesundheit der über Jahrtausenden geschaffenen Kultur die Grundlage zu entziehen. Der folgende Beitrag versteht sich daher als Plädoyer für ökologisch ausgerichtete, überschaubare, dorf- und familienbezogene Produktionsbedingungen.

Włodzimierz Wincławski : Polnische Landsoziologie in ihrem Wandel. Ihre Entwicklung bis Ende der 1970er Jahre  

Die polnische Landsoziologie erreichte den Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Entwicklung bereits in der Friedensperiode zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg. Die Grundlage dafür bildete die Erforschung der grundlegenden sozial-politischen Probleme der ländlichen Regionen, vor allem auch hinsichtlich der Stellung des polnischen Bauers in der Gesellschaft. Der andere Grund lag in der Kombination der Leistungen der drei dominierenden damaligen Strömungen  der szientistischen Schule Znanieckis, der pragmatischen Schule Grabskis und der problemaufdeckenden Schule Krzywickis. Davon hat sich die Landsoziologie in Volkspolen (1945-1989)  negativ unterschieden, obwohl ihre institutionelle Entwicklung vorangetrieben wurde. Die Bauernfrage wurde auf ihre Funktion als politische Doktrin der Agrarpolitik eines sozialistischen Staates reduziert. Die Landsoziologie konnte in dieser Zeit keine wissenschaftlichen Erfolge erzielen, da sie sich als unfähig erwies, die wachsenden Probleme der ländlichen Räume und der Agrarwirtschaft zu analysieren.

Manuela Larcher und Stefan Vogel : Hofnachfolge in österreichischen Biobetrieben

Die Klärung der Hofnachfolge bildet eine kritische Phase in bäuerlichen Familienbetrieben und  beeinflusst  wesentlich deren betriebliche Perspektiven. Die Spielräume bei der Entwicklung von Haushaltsstrategien sind in Bauernfamilien mit gesicherter Hofnachfolge wesentlich größer, als bei jenen mit ungesicherter. Dies zeigt sich auch in den 74 langjährig biologisch wirtschaftenden Bauernfamilien in Österreich, deren Hofnachfolgesituation für diesen Beitrag untersucht wurde. Die Ergebnisse der qualitativen Analyse leitfadengestützter Interviews zeigen facettenreich betriebsspezifische Aspekte der Hofnachfolge auf und machen im Kontext der Prinzipien des biologischen Landbaus zwei damit verbundene Problemkreise sichtbar: Chancenungleichheit und Wissensverlust.